Matthaeus 5
Textbibel 1899
1Als er aber die Massen sah, stieg er auf den Berg, und da er sich gesetzt, traten seine Jünger zu ihm. 2Und er that seinen Mund auf und lehrte sie also:

3Selig die Armen im Geist, denn ihr ist das Reich der Himmel.

4Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.

5Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.

6Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.

7Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.

8Selig, die rein im Herzen sind, denn sie werden Gott schauen.

9Selig die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Söhne heißen.

10Selig die um Gerechtigkeit Verfolgten, denn ihr ist das Reich der Himmel.

11Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen, und euch alles Schlechte andichten um meinetwillen. 12Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn so haben sie die Propheten vor euch verfolgt.

13Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz taub wird, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts, als weggeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.

14Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berge liegt, läßt sich nicht verstecken. 15Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter ein Hohlmaß, sondern auf den Leuchter, so leuchtet es allen im Hause. 16So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, auf daß sie eure guten Werke sehen, und euren Vater in den Himmeln preisen.

17Denket nicht, daß ich gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; nicht aufzulösen bin ich gekommen, sondern zu erfüllen. 18Denn wahrlich, ich sage euch, bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Häkchen vom Gesetze vergehen, bis alles wird geschehen sein. 19Wer also eines von diesen Geboten, von den geringsten, löst, und lehrt so die Menschen, wird zu den Geringsten zählen im Reich der Himmel. Wer es aber thut und lehrt, der wird groß heißen im Reich der Himmel.

20Denn ich sage euch, wenn es mit eurer Gerechtigkeit nicht mehr ist, als bei den Schriftgelehrten und Pharisäern, so werdet ihr mit nichten in das Reich der Himmel kommen.

21Ihr habt gehört: es ist den Alten gesagt: du sollst nicht töten; wer aber tötet, soll dem Gerichte verfallen sein. 22Ich aber sage euch: jeder, der seinem Bruder zürnt, soll dem Gerichte verfallen sein. Wer aber seinen Bruder einen Taugenichts heißt, soll dem Synedrium, und wer ihn einen Gottlosen heißt, soll für die Feuerhölle verfallen sein. 23Wenn du denn deine Gabe zum Altar bringst, und es fällt dir dort ein, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, 24so laß deine Gabe dort vor dem Altar, und gehe zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und hierauf komme und bringe deine Gabe dar. 25Komme deinem Widersacher entgegen ohne Verzug, solange du noch mit ihm unterwegs bist, damit dich nicht der Widersacher dem Richter übergebe und der Richter dem Schergen und du werdest ins Gefängnis geworfen; 26wahrlich, ich sage dir, du sollst mit nichten von dort herauskommen, bis du den letzten Quadranten bezahlt hast.

27Ihr habt gehört: es ist gesagt: du sollst nicht ehebrechen. 28Ich aber sage euch: jeder der nach einem Weibe sieht in Lüsternheit, hat schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen. 29Wenn dich aber dein rechtes Auge ärgert, so reiß es heraus und wirf es von dir. Denn es ist dir besser, daß eines deiner Glieder verloren gehe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. 30Und wenn dich deine rechte Hand ärgert, so haue sie ab und wirf sie von dir; denn es ist dir besser, daß eines deiner Glieder verloren gehe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle komme.

31Sodann ist gesagt: wer sein Weib entläßt, soll ihr einen Scheidebrief geben. 32Ich aber sage euch: jeder, der sein Weib entläßt, ausgenommen den Fall der Unzucht, macht, daß sie die Ehe bricht, und wer eine Entlassene heiratet, der bricht die Ehe.

33Wiederum habt ihr gehört: es ist den Alten gesagt: du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Schwüre abtragen. 34Ich aber sage euch: ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn es ist des großen Königs Stadt. 36Noch sollst du bei deinem Kopf schwören, denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. 37Es sei aber euer Wort: ja, ja; nein, nein; was darüber ist, ist vom Bösen.

38Ihr habt gehört: es ist gesagt: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39Ich aber sage euch: nicht dem Bösen widerstehen; sondern wer dich schlägt auf die rechte Wange, dem biete auch die andere. 40Und wer mit dir rechten und dir den Rock nehmen will, dem laß auch den Mantel. 41Wer dich zu laufen nötigt eine Meile, mit dem gehe zwei. 42Gib dem, der dich bittet, und von dem, der von dir borgen will, wende dich nicht ab.

43Ihr habt gehört: es ist gesagt: du sollst lieben deinen Nächsten und hassen deinen Feind. 44Ich aber sage euch: liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, 45auf daß ihr werdet Söhne eures Vaters in den Himmeln. 46Denn er lässet seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Thun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47Und wenn ihr nur eure Brüder begrüßet, was thut ihr besonderes? Thun nicht auch die Heiden dasselbe? 48So sollt ihr denn vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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