Markus 6
Textbibel 1899
1Und er gieng weg von da und kommt in seine Vaterstadt, und es folgen ihm seine Jünger. 2Und da es Sabbat war, fieng er an zu lehren in der Synagoge; und die Vielen, die zuhörten, wurden betroffen und sagten: woher hat der das, und was ist das für eine Weisheit, die ihm verliehen ward? und das solche Wunder geschehen durch seine Hände? 3Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und Bruder das Jakobus und Joses und Judas und Simon? und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie stießen sich an ihm. 4Und Jesus sagte zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends unwert außer in seiner Vaterstadt und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. 5Und er konnte daselbst kein Wunder thun, außer daß er einige Schwache durch Handauflegung heilte, 6und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog in den Dörfern rings umher und lehrte.

7Und er ruft die Zwölf zu sich, und fieng an sie auszusenden zu zwei und zwei, und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, 8und befahl ihnen: Sie sollten nichts mitnehmen auf den Weg außer einen Stock, kein Brod, keine Tasche, keine Münze in den Gürtel 9(doch mit Sandalen angethan) und nicht zwei Röcke sollten sie tragen. 10Und er sagte zu ihnen: wo ihr in ein Haus eintretet, da bleibet, bis ihr von dort weiter zieht. 11Und wo ein Ort euch nicht aufnimmt und man hört nicht auf euch, da gehet hinaus von dort, und schüttelt den Staub ab von euren Füßen, zum Zeugnis über sie. 12Und sie zogen aus, und verkündeten: man solle Buße thun, 13und trieben viele Dämonen aus, und salbten viele Gebrechliche mit Oel und heilten sie.

14Und der König Herodes hörte es, denn sein Name wurde berühmt, und man sagte: Johannes der Täufer sei von den Toten auferweckt, darum wirken die Wunderkräfte in ihm. 15Andere aber sagten: es sei Elias, andere: es sei ein Prophet wie einer von den Propheten. 16Wie es aber Herodes hörte, sagte er: Johannes, den ich köpfen ließ, der ist auferweckt.

17Denn Herodes hatte ausgesandt und den Johannes greifen lassen, und binden im Gefängnis wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie genommen. 18Denn Johannes sagte zu Herodes, es steht dir nicht zu, deines Bruders Frau zu haben. 19Die Herodias aber trug es ihm nach und hätte ihn gerne getötet, und es gelang ihr nicht. 20Denn Herodes fürchtete den Johannes, den er als gerechten und heiligen Mann kannte, und schützte ihn, und wenn er ihn hörte, ward er oft bedenklich, und hörte ihn doch gerne. 21Und da ein günstiger Tag kam, als Herodes an seinem Geburtsfest seinen Großen und den Obersten und dem Adel von Galiläa ein Mahl gab, 22und die Tochter der Herodias eintrat und tanzte, gefiel es dem Herodes und seinen Gästen. Der König aber sagte dem Mädchen zu: verlange von mir, was du willst, so will ich dir's geben, 23und er schwur es ihr zu: was du auch verlangst, will ich dir geben, bis zur Hälfte meines Reiches. 24Und sie gieng hinaus und sagte zu ihrer Mutter: was soll ich verlangen? sie aber sprach: den Kopf Johannes des Täufers. 25Und sie gieng alsbald eifrigst hinein zum König und bat: ich wünsche, daß du mir sogleich auf einer Schüssel den Kopf Johannes des Täufers geben lassest. 26Und der König wurde sehr bekümmert, aber wegen der Eidschwüre und der Gäste mochte er sie nicht abweisen, 27und alsbald sandte der König einen von der Leibwache und hieß seinen Kopf bringen. Und er gieng hin und köpfte ihn im Gefängnis, 28und brachte seinen Kopf auf einer Schüssel, und gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. 29Und seine Jünger hörten es und kamen, und holten seinen Leichnam und setzen ihn bei in einem Grab.

30Und die Apostel sammeln sich bei Jesus, und berichteten ihm alles, was sie gethan, und was sie gelehrt hatten, 31und er sagt zu ihnen: zieht euch zurück beiseit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus. Denn es waren eine Menge Leute da, die kamen und giengen, und sie hatten nicht einmal Zeit zu essen. 32Und sie giengen zu Schiff hin beiseit an einen einsamen Ort,

33und viele sahen sie hingehen und merkten es, und sie liefen von allen Städten aus zu Fuß dahin zusammen und kamen ihnen zuvor. 34Und als er herauskam, sah er eine große Menge, und hatte Mitleiden mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und fieng an, sie vieles zu lehren. 35Und wie es schon spät wurde, traten seine Jünger zu ihm und sagten: der Ort ist öde und es ist schon spät. 36Entlasse sie, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu essen kaufen. 37Er aber antwortete ihnen: gebt ihr ihnen zu essen; und sie sagen zu ihm: sollen wir hingehen und für zweihundert Denare Brot kaufen, und ihnen zu essen geben? 38Er aber sagt zu ihnen: wie viele Brote habt ihr? gehet hin und sehet nach. Und nachdem sie sich unterrichtet, sagen sie: fünf, und zwei Fische. 39Und er befahl ihnen, sich alle niederzusetzen tischweise auf dem grünen Rasen. 40Und sie lagerten sich beetweise, zu hundert und zu fünfzig, 41und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel, segnete und brach die Brote, und gab sie den Jüngern, sie ihnen vorzusetzen, auch die zwei Fische teilte er unter alle. 42Und sie aßen alle und wurden satt, 43und man hob an Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen, 44und es waren fünftausend Mann, die von den Broten gegessen hatten.

45Und alsbald nötigte er seine Jünger, das Schiff zu besteigen und an das jenseitige Ufer gegen Bethsaida vorauszufahren, bis er die Menge entlasse. 46Und er verabschiedete sie, und gieng hin auf den Berg zu beten.

47Und da es Abend geworden, war das Schiff mitten im See, und er selbst allein am Land. 48Und da er sie auf der Fahrt bedrängt sah - denn der Wind war ihnen zuwider - kommt er um die vierte Nachtwache zu ihnen auf dem See wandelnd, und er wollte an ihnen vorbeigehen. 49Sie aber, als sie ihn auf dem See wandeln sahen, meinten, es sei ein Gespenst, und schrien auf; 50denn alle sahen ihn und waren bestürzt. Er aber redete alsbald mit ihnen und sagt zu ihnen, seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht. 51Und er stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich; und sie kamen ganz außer sich. 52Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen über den Broten, sondern ihr Herz war verstockt.

53Und sie fuhren hinüber ans Land und kamen nach Gennesaret und legen an. 54Und da sie aus dem Schiff gestiegen, erkannten sie ihn alsbald 55und liefen umher in der ganzen Gegend, und fiengen an, die ein Leiden hatten, auf den Bahren dahin zu tragen, wo sie hörten, daß er sei. 56Und wo er in Dörfer oder Städte oder Höfe eintrat, da setzten sie die Kranken auf die Märkte, und baten ihn, daß sie nur die Quaste seines Kleides anrühren dürften, und wer von denselben daran rührte, wurde geheilt.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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