Hesekiel 23
Textbibel 1899
1Und es erging das Wort Jahwes an mich folgendermaßen: 2Menschensohn! Es waren zwei Weiber, Töchter derselben Mutter, 3die hurten in Ägypten, in ihrer Jugend hurten sie. Da wurden ihre Brüste betastet, da drückte man ihnen den jungfräulichen Busen. 4Ohola hieß die ältere und ihre Schwester Oholiba. Und sie wurden mein und gebaren Söhne und Töchter, und Ohola hieß nachmals Samaria und Oholiba Jerusalem.

5Ohola aber hatte Verkehr mit andern Männern statt meiner und sie wurde brünstig gegen ihre Liebhaber, gegen die Assyrer, die berühmten, 6gekleidet in blauen Purpur, Statthalter und Befehlshaber, lauter anmutige Jünglinge, Reiter auf Rossen reitend. 7Und sie widmete ihnen ihre Buhlkünste, den auserlesenen Söhnen Assurs insgesamt, und bei allen, gegen die sie brünstig ward, verunreinigte sie sich mit allen ihren Götzen. 8Doch ihre Buhlerei von Ägypten her gab sie dabei nicht auf; denn die hatten sie beschlafen in ihrer Jugend und ihr den jungfräulichen Busen gedrückt und ihre Buhlschaft über sie ergossen. 9Deshalb gab ich sie ihren Liebhabern preis, den Söhnen Assurs, nach denen sie brünstig war. 10Die entblößten ihre Scham, nahmen ihre Söhne und Töchter mit fort und töteten sie selbst mit dem Schwerte, daß sie für die Weiber zu einem warnenden Beispiel ward, und vollstreckten so das Gericht an ihr.

11Aber obschon das ihre Schwester Oholiba sah, trieb sie es doch mit ihrer Brunst noch ärger als sie und mit ihrer Buhlerei schlimmer, als die Hurerei ihrer Schwester gewesen war. 12Sie entbrannte gegen die Söhne Assurs, gegen berühmte Statthalter und Befehlshaber, die auf das Prächtigste gekleidet waren, gegen Reiter, die auf Rossen ritten, lauter anmutige Jünglinge. 13Und ich sah, daß auch sie sich verunreinigte; beide hatten dieselbe Art. 14Sie aber buhlte noch weiter und als sie in die Wand eingezeichnete Männer sah, Bilder von Chaldäern mit Mennig gezeichnet, 15die Hüften mit einem Gürtel umgürtet, die Häupter mit Turbanen umwunden, ingesamt wie Offiziere anzusehen, ein Abbild der Söhne Babels, deren Heimatland Chaldäa ist, - 16da ward sie brünstig gegen sie, als sie ihrer ansichtig wurde, und schickte Gesandte zu ihnen nach Chaldäa. 17Und die Söhne Babels gingen zu ihr ein, um der Liebe mit ihr zu pflegen, und verunreinigten sie mit ihrer Buhlerei, und sie ward unrein durch sie; dann aber riß sich ihre Seele von ihnen los. 18Und da sie ihre Buhlerei offen trieb und ihre Scham entblößte, da riß sich meine Seele von ihr los, wie sich meine Seele von ihrer Schwester losgerissen hatte. 19Sie aber trieb es noch weiter mit ihrer Buhlerei, indem sie an die Tage ihrer Jugend gedachte, da sie in Ägypten gehurt hatte. 20Und sie ward brünstig nach ihren Buhlen, die Glieder hatten, wie die Esel, und Samenerguß wie die Hengste. 21Und du sahst dich um nach der Unzucht deiner Jugend, als dir die Ägypter den Busen drückten und deine jugendlichen Brüste betasteten.

22Darum, Oholiba, spricht der Herr Jahwe also: Fürwahr, ich werde deine Liebhaber gegen dich aufreizen, sie, von denen sich deine Seele losgerissen hat, und sie von ringsher gegen dich heranführen: 23die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekod und Schoa und Koa und alle Söhne Assurs mit ihnen, lauter anmutige Jünglinge, Statthalter und Befehlshaber, lauter Offiziere und berühmte Leute, auf Rossen reitend. 24Und sie werden gegen dich anrücken von Norden her mit Wagen und Rädern und mit Scharen von Völkern; Tartsche und Schild und Helm werden sie ringsum gegen dich richten, und ich werde ihnen den Rechtsstreit vorlegen, damit sie dich richten nach ihren Rechten. 25Und ich werde meinen Eifer gegen dich richten, und sie werden im Grimme mit dir verfahren; Nase und Ohren werden sie dir abschneiden, und dein Überrest wird durch das Schwert fallen. Deine Söhne und deine Töchter werden sie mit fortnehmen und dein Überrest wird vom Feuer verzehrt werden. 26Und sie werden dir deine Kleider ausziehen und dir deine Schmuckgeräte nehmen. 27Und ich will deiner Unzucht und deiner Hurerei von Ägypten her ein Ende machen, daß du deine Augen nicht mehr zu ihnen erheben und Ägyptens nicht mehr gedenken sollst. 28Denn so spricht der Herr Jahwe: Fürwahr, ich werde dich in die Gewalt derer überliefern, die du hassest, in die Gewalt derer, von denen sich deine Seele losgerissen hat. 29Und sie werden dich gehässig behandeln und all' deinen Erwerb mit fortnehmen und dich nackt und bloß liegen lassen, und es wird aufgedeckt werden deine hurerische Scham und deine Unzucht und Buhlerei. 30Solches wird man dir anthun dafür, daß du den Völkern nachhurtest, daß du dich an ihren Götzen verunreinigt hast. 31Auf dem Wege deiner Schwester bist du gewandelt; so will ich denn den Becher, der ihr gereicht ward, auch dir in die Hand geben.

32So spricht der Herr Jahwe: Den Becher, der deiner Schwester gereicht ward, sollst du trinken, den tiefen und weiten, der gar viel in sich faßt,

33einen Becher des Schauders und Entsetzens, den Becher, der deiner Schwester Samaria gereicht ward.

34Und du sollst ihn trinken und seine Hefen ausschlürfen und deine Brüste zerreißen; denn ich habe es geredet, ist der Spruch des Herrn Jahwe.

35Darum spricht der Herr Jahwe also: Weil du mich vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, so trage nun auch die Strafe für deine Unzucht und deine Buhlereien.

36Und Jahwe sprach zu mir: Menschensohn, willst du Ohola und Oholiba richten und ihnen ihre Greuel vorhalten, 37daß sie die Ehe gebrochen haben, und Blut an ihren Händen ist, und daß sie mit ihren Götzen Ehebruch getrieben und ihnen sogar ihre Söhne, die sie mir geboren, zur Speise geweiht haben? 38Auch das thaten sie mir noch an: Sie verunreinigten desselben Tags mein Heiligtum und entweihten meine Sabbate. 39Und wenn sie ihre Söhne den Götzen schlachteten, so betraten sie doch desselben Tags mein Heiligtum, es zu entweihen; ja, so trieben sie es inmitten meines Tempels!

40Ja, sie schickten auch nach Männern, die von fern her kamen, sobald ein Bote zu ihnen gesandt war, so erschienen sie. Für sie badetest du dich, schminktest deine Augen und legtest Schmuck an. 41Und du setztest dich auf ein prächtiges Ruhebette, vor dem eine Tafel hergerichtet war und stelltest mein Räucherwerk und mein Öl darauf. 42Und mit lautem Gesange ruhten sie darauf und zu den Männern aus der übrigen Menschenmasse wurden Sabäer aus der Wüste gebracht; die legten ihr Spangen an die Arme und eine prächtige Krone auf ihr Haupt.

43Da sprach ich: Sollte die Verfallene noch immer Ehebruch treiben? Jetzt treibt man wirklich mit ihr noch Ehebruch? 44Und man geht zu ihr ein, wie man zu einer Hure eingeht; so gehen sie ein zu Ohola und Oholiba, den zuchtlosen Weibern. 45Aber gerechte Männer, die werden sie richten nach dem Rechte der Ehebrecherinnen und nach dem Rechte der Mörderinnen; denn Ehebrecherinnen sind sie, und Blut ist an ihren Händen.

46Denn so spricht der Herr Jahwe: Man veranstalte eine Volksgemeinde wider sie und gebe sie der Mißhandlung und der Plünderung preis. 47Und die Volksgemeinde soll sie steinigen und sie mit ihren Schwertern zerhauen. Ihre Söhne und ihre Töchter soll man niedermetzeln und ihre Häuser mit Feuer verbrennen. 48Und so will ich der Unzucht im Land ein Ende machen, damit alle Weiber sich warnen lassen und nicht solche Unzucht treiben, wie ihr. 49Und man wird euch die Strafe für eure Unzucht auferlegen, und was ihr mit euren Götzen verschuldet habt, das sollt ihr tragen, damit ihr erkennet, daß ich der Herr Jahwe bin.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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