Psalm 73
Textbibel 1899
1Ein Psalm Asaphs. Ja, gütig ist Gott gegen Israel, gegen die, die reines Herzens sind.

2Meine Füße aber hätten beinahe gestrauchelt; nichts fehlte, so wären meine Tritte ausgeglitten.

3Denn ich ereiferte mich wegen der Übermütigen, wenn ich sah, daß es den Gottlosen so wohl ging.

4Denn sie leiden keine Schmerzen, kräftig und wohlgenährt ist ihr Leib.

5Sie geraten nicht in Unglück, wie andere Leute, und werden nicht wie andere Menschen geplagt.

6Darum ist Hochmut ihr Halsgeschmeide, Gewaltthat umhüllt sie als Gewand.

7Aus der Verfettung stammt ihre Verschuldung, wallen die Gebilde ihres Herzens über.

8Sie höhnen und reden in Bosheit, reden Bedrückung von oben herab.

9In den Himmel erheben sie ihr Maul, während sich ihre Zunge auf Erden ergeht.

10Darum wendet sich sein Volk hierher, und Wasser in Fülle wird von ihnen geschlürft.

11Sie sprechen: "Wie weiß es Gott, und wie gäbe es ein Wissen darum beim Höchsten?"

12Ja, so sind die Gottlosen und in steter Ruhe häufen sie Reichtum an.

13War es denn ganz umsonst, daß ich mein Herz rein erhielt und in Unschuld meine Hände wusch -

14und ward doch immerfort geplagt, und alle Morgen war meine Züchtigung da?

15Wenn ich dächte: Solches will ich verkündigen, so hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verleugnet!

16Da sann ich nach, um es zu begreifen, aber ein Elend war es in meinen Augen,

17bis ich in Gottes Heiligtümer eindrang, acht hatte auf ihr Ende.

18Ja, auf schlüpfrigen Boden stellst du sie, stürzest sie in Trümmer.

19Wie sind sie im Nu zur Wüste geworden, haben ein Ende genommen, sind durch Schrecknisse dahin!

20Gleich einem Traume nach dem Erwachen, so verschmähst du, Herr, wenn du wach wirst, ihr Bild.

21Als mein Herz verbittert war, und es mich in den Nieren stach,

22da war ich unvernünftig und wußte nichts, war dir gegenüber wie ein Vieh.

23Aber ich bleibe stets bei dir; du hältst mich bei meiner rechten Hand.

24Nach deinem Ratschlusse wirst du mich leiten und mich darnach zu Ehren annehmen.

25Wen habe ich im Himmel? und außer dir begehre ich nichts auf Erden.

26Wäre gleich mein Fleisch und mein Herz dahingeschwunden - Gott ist immerdar meines Herzens Fels und mein Teil!

27Denn fürwahr, die sich von dir fern halten, kommen um; du vertilgst einen jeden, der dir treulos wird.

28Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; in den Herrn Jahwe habe ich meine Zuflucht gesetzt, um von allen deinen Werken zu erzählen.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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