Psalm 55
Textbibel 1899
1Dem Musikmeister, mit Saitenspiel, ein Maskil von David. 2 Vernimm, o Gott, mein Gebet und verbirg dich nicht vor meinem Flehn!

2Merke auf mich und erhöre mich; ich schweife umher in meiner Klage und seufze

3ob des Lärmens der Feinde, wegen des Geschreis der Gottlosen; denn sie wälzen Unheil auf mich und befeinden mich grimmig.

4Mein Herz windet sich in meinem Innern, und Todesschrecken haben mich befallen.

5Furcht und Zittern kommt mich an, und Schauder bedeckt mich.

6Da sprach ich: O, hätte ich Flügel, wie die Tauben, so wollte ich davonfliegen und irgendwo bleiben!

7Ja, fernhin wollte ich schweben, wollte in der Wüste weilen. Sela.

8Schleunig wollte ich entrinnen vor dem Toben der Windsbraut, vor dem Wetter!

9Vernichte, Herr, zerteile ihre Zunge; denn ich sehe Gewaltthat und Hader in der Stadt.

10Tag und Nacht umkreisen sie sie auf ihren Mauern, und Unheil und Mühsal ist in ihrem Innern.

11Verderben ist in ihr, und Bedrückung und Trug weichen nicht von ihrem Markte.

12Denn nicht ein Feind lästert mich - das wollte ich ertragen -, nicht einer, der mich haßt, thut groß wider mich - vor ihm wollte ich mich bergen -,

13sondern du, ein Mensch meinesgleichen, mein Freund und mein Vertrauter,

14die wir süße Gemeinschaft miteinander pflogen, im Hause Gottes unter der Volksmenge wandelten.

15Der Tod überfalle sie; mögen sie lebendig in die Unterwelt hinabfahren! Denn Bosheit ist in ihren Wohnungen, in ihrem Herzen.

16Ich will zu Gott rufen, und Jahwe wird mir helfen.

17Abends und Morgens und Mittags will ich klagen und jammern, so wird er meine Stimme hören.

18Er erlöst und versetzt mich in Frieden, daß sie nicht an mich können, denn gar viele waren wider mich.

19Gott wird hören und wird ihnen antworten als der von Urzeit thront, Sela, bei denen es keinen Wechsel gab, und die Gott nicht fürchten.

20Er legte Hand an die, die in Frieden mit ihm lebten, entweihte seinen Bund.

21Glatt sind die Butterworte seines Mundes, und Krieg sein Herz. Seine Worte sind linder als Öl und sind doch gezückte Schwerter.

22Wirf deine Bürde auf Jahwe, der wird dich versorgen; er wird den Frommen nicht für immer wanken lassen.

23Du aber, o Gott, wirst sie in die tiefste Grube hinabstürzen; die Blutgierigen und Falschen werden ihr Leben nicht auf die Hälfte bringen. Ich aber vertraue auf dich!

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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