Hiob 7
Textbibel 1899
1Ein Kriegsdienst ist des Menschen Los auf Erden, den Tagen eines Löhners gleichen seine Lebenstage.

2Gleich einem Sklaven, der nach Schatten lechzt, und wie ein Löhner, der seines Lohnes harrt,

3so hab' ich Monde der Qual beschert erhalten, und Schmerzensnächte wurden mir zugezählt.

4Wenn ich mich niederlege, spreche ich: "Wann werd' ich aufstehn?" Es dehnt sich der Abend, und übersatt werde ich des Umherwerfens bis zum Morgengrauen.

5Mein Leib umkleidet sich mit Gewürm und erdiger Kruste, meine Haut vernarbt und wird wieder flüssig.

6Meine Tage fliegen schneller als ein Weberschiff und schwinden hoffnungslos dahin.

7Bedenke, daß mein Leben nur ein Hauch! Nie wieder schaut mein Auge Glück.

8Das Auge, das mich sieht, wird mich nicht mehr schauen; deine Augen suchen mich, ich aber bin dahin.

9Wie die Wolke schwindet und dahingeht, so kehrt nicht wieder, wer zur Unterwelt hinabstieg.

10Nie kehrt er wieder in sein Haus zurück, noch kennt ihn ferner seine Stätte.

11So will ich nun auch meinem Munde nicht wehren, will reden in meines Herzens Drangsal und klagen in meiner Seele Bekümmernis.

12Bin ich ein Meer oder ein Ungeheuer, daß du eine Wache gegen mich aufstellen mußt?

13Wenn ich denke: mein Lager soll mich trösten, mein Bette meinen Jammer tragen helfen,

14so schreckst du mich durch Träume und mit Gesichten ängstigst du mich,

15so daß ich Erwürgung lieber sähe, lieber den Tod, als dieses Gerippe!

16Ich schwinde dahin, nicht ewig werde ich leben: laß ab von mir, denn ein Hauch sind meine Tage!

17Was ist der Mensch, daß du so groß ihn achtest und daß du auf ihn richtest deinen Sinn?

18daß du ihn heimsuchst jeden neuen Morgen und jeden Augenblick ihn prüfst?

19Wann endlich wirst du deinen Blick ablenken, mir Ruhe lassen, bis ich meinen Speichel schlucke?

20Habe ich gesündigt - was kann ich dir anthun, du Menschenhüter? Warum machst du mich zum Angriffspunkt für dich, daß ich mir selbst zur Last bin?

21Und warum vergiebst du meine Sünde nicht und verzeihst meine Schuld? Denn schon lege ich mich in den Staub, und suchst du mich, so bin ich nicht mehr.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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Job 6
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